Am 03. und 04. August 2019 war ich auf (Problempferde-)Tour rund um Kassel. Es waren zwei spannende Tage und ich möchte Ihnen hier ein paar Einblicke geben.
8jährige Reitpony-Stute
Der kleinen Stute wurde Anfang des Jahres ein Auge nach einem Unfall entfernt und seit einigen Wochen stieg sie unter dem Reiter kerzengerade in die Luft, so dass sich die Besitzerin nicht mehr auf ihren Rücken wagte. Die anfängliche Vermutung, dass die Stute dieses Verhalten aus Unsicherheit zeigte, legte sich schnell, denn genau das Gegenteil war der Fall: Die junge Stute war kein bisschen unsicher, sondern sehr selbstsicher und zeigte dem Menschen gegenüber doch eine ordentliche Portion Respektlosigkeit. Mit dem Steigen hatte sie lediglich gelernt, sich der Arbeit zu entziehen. Auch bei mir stieg sie am Boden anfangs mehrfach, als ich begann, etwas von ihr zu fordern. Nach ein paar Minuten ließ sie sich jedoch bekehren, denn sie merkte, dass ich mich von ihrem Verhalten nicht beeindrucken ließ und weiterhin ruhig und bestimmt mein Ziel verfolgte. Nach ausgiebiger Arbeit und Vorbereitung vom Boden aus, arbeitet ich auch am und im Sattel mit ihr. Das Endresultat: Nachdem die Stute verstanden hatte, was der Mann, der über ihrem Rücken lag, von ihr wollte, setze sie brav alles um und trug sowohl mich, als auch ihre Besitzerin über die Wiese. Ein toller Erfolg und der Schritt in die richtige Richtung – auch wenn die Stute noch viel Übung braucht.
8jährige Tinkerstute
Die junge Tinkerstute kam aus Irland und zeigte sich sehr ängstlich. Wollte ihre Besitzerin sie einfangen, konnte dies schon einige Zeit in Anspruch nehmen. Nachdem ich sie von ihrer Herde separierte und auch separiert hielt, ließ sie sich recht schnell auf mich ein. Ich streichelte sie viel und vermittelte ihr, dass sie sich bei mir wohl fühlen konnte und lieb gehabt wurde. Danach nahm ich sie ans Seil und brachte sie zu ihrer Herde zurück – der Platz an dem sie sich am wohlsten fühlte und der für sie so wichtig war. Dann begann das Spiel erneut. Nach einer kurzen Pause versuchte ich sie erneut einzufangen. Wandte sie sich ab, trieb ich sie erneut von ihrer Herde weg. Nach drei Wiederholungen, blieb sie stehen und zeigte sich neugierig dem Menschen gegenüber, der sich annäherte. Nachdem diese Hürde genommen wurde, begann ich, mit der Stute zu arbeiten und ihr die Angst vor dem Menschen und meiner gruseligen Flagge zu nehmen. Schon kurze Zeit später folgte sie mir frei und wollte gar nicht mehr von mir weg. Auch ihre Besitzerin erreichte dies nach kurzer Zeit mit der Tinkerstute.
6jährige Friesenstute
Mit einer gewissen Vorahnung fuhr ich zu meinem letzten Pferd an diesem ersten Tourtag. Ich handhabe es immer so, dass der Besitzer mir zeigen kann, was er mit seinem Pferd bisher gearbeitet hat, um einen Eindruck des Pferdes, seines Besitzers und der Beziehung der beiden zueinander zu erlangen. Hier zeigte sich, dass die Stute doch recht büffelig war und ihre Besitzerin in einer Situation, in der sie aufgeregt war, auch anrempelte oder über sie hinweg laufen würde. Also nahm ich mir dem Rüpel an und arbeitete sie auf dem Zirkel. Hier zeigte sie, was sie davon hielt, dass da so ein fremder Typ kam und etwas von ihr forderte: Nichts! Also trat sie gezielt in meine Richtung. Ich arbeitet sie dennoch ruhig aber bestimmt weiter und nach sehr, sehr langer Zeit begann das Stütchen, ihre Einstellung zu ändern, mir zuzuhören und das zu respektieren, was ich forderte. Auch achtete sie nun endlich einmal auf den Menschen, der sie arbeitete.
Die Eldorado Ranch
Auf der Eldorado Ranch begegnete ich einem sehr trägen und respektlosen Vollblut, einem verängstigten und unsicherem Tinker und einem ebenso unsicherem Paint-Wallach. Ich danke allen Beteiligten für diesen gelungenen Tag auf eurer schönen Ranch und den Erfolgen, die wir erzielt haben: Ich konnte erreichen, dass das Vollblut mehr aus sich heraus kam und gleichzeitig mehr auf seine Besitzerin achtete. Der Tinkerwallach verlor nach kurzer Zeit seine Angst vor der Flagge, lernte nachzugeben und dem Menschen zuzuhören. Auch der Paint-Wallach konnte diese Dinge mitnehmen und zeigte sich nach unserer Trainingseinheit ruhig, entspannt und zufrieden.
Appaloosa-Wallach Champagner
Der wunderschöne Bub zieht wohl alle Blicke auf sich und fesselte auch mich vom ersten Augenblick an. Bis vor drei Wochen war der Wallach noch Hengst gewesen und zeigte sich seiner Besitzerin gegenüber recht respektlos, schob und schubste sie durch die Gegend. Er ließ sich jedoch schnell bekehren und arbeitete nach kürzester Zeit super mit und legte einen großartigen Job an den Tag. Und vor allem lernte er eins: zu warten! Denn dies fiel ihm anfangs sehr schwer. Nach unserer gemeinsamen Arbeit konnte er jedoch ganz ruhig neben seiner Besitzerin und mir stehen, wartete geduldig bis wir unser Gespräch beendet hatten und war dennoch sehr aufmerksam und sofort abrufbereit, wenn ich etwas von ihm forderte. Ein großartiges Pferd und ein tolles Ergebnis.
Vielen Dank an alle für diese gelungene Tour und das schöne Wochenende! Ich freue mich auf meine nächste Tour in 3-4 Wochen rund um Kassel, bin gespannt auf eure Fortschritte und hoffe, bekannte und viele neue Gesichter kennenzulernen!
Sie sind ebenfalls an einer Tour in Ihrer Region interessiert? Dann nehmen Sie einfach Kontakt zu mir auf. Ich bin sicher, dass wir eine passende Lösung finden und vielleicht steht auch bald Ihr Name auf meiner Tourliste! Ich freue mich auf Sie und Ihr Pferd!
Kevin Schneider