Horsemanship

Es ist so weit: Mein erster Mittwochsbeitrag ist fertig und ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen
 
Horsemanship
 
Seit einigen Jahren erlebt dieser Begriff und das, was darunter verstanden wird, einen wahrlichen Boom. Jeder lernt es, jeder praktiziert es und immer mehr Horsemen bieten ihre Hilfe an.
Viele Menschen schreiben mir, sie üben jeden Tag Horsemanship mit ihrem Pferd – und doch wissen die Wenigstem, was es wirklich bedeutet. Für mich ist Horsemanship nicht irgendein Trainingskonzept, eine Anleitung für das Wesen Pferd, damit es endlich das Gewünschte ausführt. Für mich ist Horsemanship eine Lebenseinstellung, ein Gefühl, eine Mission.
Fragt man Google nach dem Begriff “Horsemanship“ als solchen, so findet man die Definition, dass Horsemanship den fairen Umgang mit dem Pferd umschreibt.
Aber wann bin ich fair zu meinem Pferd? Wann unfair? Bin ich nur dann zu meinem Pferd fair, wenn ich es immer lieb habe und es nie in seine Schranken weise? Nein – definitiv nicht! Fairness hat etwas mit Konsequenz, einer klaren Linie zu tun. Ich kann meinem Pferd unmöglich heute etwas erlauben und es morgen verbieten.
Oft, wenn ich zu Besitzern mit besonders aufmüpfigen oder gar gefährlichen Pferden gerufen werde, sage ich nach der ersten Arbeit mit dem Pferd: “Dein Pferd braucht eine starke Hand – keine Harte!“
Denn genau hier liegt der Schlüssel zum Erfolg: Sei geduldig, sei konsequent in dem was du von deinem Pferd forderst, aber sei in jeder Lage freundlich und verfüge über das richtige Timing. Damit ist nicht gemeint, das Pferd immer lieb zu haben, sondern emotionslos mit dem Pferd arbeiten zu können – gerade in Bezug auf Wut, Zorn oder Enttäuschung. Gewalt bringt dich niemals zu deinem Ziel, und auch wenn du innerlich vor Wut kochst, jedoch versuchst, es der nicht anmerken zu lassen: Dein Pferd kannst du niemals täuschen und es wird darauf reagieren – und zwar, indem es sich von dir abwendet.
Pferde haben als Fluchttier ein extrem hohes Sicherheitsbedürfnis. Und nur, wenn du in der Lage bist, deinem Pferd diese Sicherheit zu vermitteln, in dem du auch in Stresssituationen ruhig, bestimmt und freundlich bist wird es dir folgen und mit dir eine echte Partnerschaft eingehen. Eine Partnerschaft beruhend auf Vertrauen und Respekt.
Ihr merkt, ich muss mich ein wenig zusammennehmen, um nicht zu sehr abzuschweifen. Doch genau dies verdeutlicht, wie komplex Horsemanship eigentlich ist und dass es nicht nur aus ein paar starr festgelegten Übungen besteht. Jedes Pferd ist anders, individuell und hat ein Recht darauf, dass man auch individuell auf seinen Charakter, sein Temperament und seine Bedürfnisse eingeht.
Horsemanship ist, meiner Meinung nach, eine Lebenseinstellung. Es beschreibt ein Gefühl – oder DAS Gefühl, das du deinem Pferd gibst. Sei bestimmt aber freundlich und mache deinem Pferd unerwünschtes Verhalten schwer und unangenehm – aber schlage, trete und demütige es niemals! Denn das wird tiefe Wunden in der Seele deines Pferdes hinterlassen, manche werden vielleicht nie wieder heilen.
Zeigt dein Pferd das erwünschte Verhalten und setzt es für dich um, was du möchtest, hab es lieb, streichle es und zeige ihm , dass es das beste Pony auf der Welt ist. Nimm also dein Herz in die Hand und streichle damit dein Pferd. Glaub mir, dein Partner merkt dies und wird es verinnerlichen. So beginnt ein Band zwischen euch zu wachsen, das immer beständiger und fester wird und ihr werdet von Fremden zu Freunden und von Freunden zu Partnern.